Sie sind hier: Infothek - Blutdruck und Ernährung - Blutdruck und Salz

Blutdruck und Salz

Wirkt sich ein hoher Salzkonsum auf den Blutdruck aus?
Kann zu hoher Blutdruck durch Vermeiden von Salz gesenkt werden?

Es gibt tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Salz im Körper und dem Blutdruck. Der Körper braucht  bestimmte Salzkonzentrationen, zu denen auch unser Kochsalz zählt. Je mehr Salz im Körper ist, desto höher muss auch der verfügbare Flüssigkeitsanteil sein. Der Flüssigkeitshaushalt wird von den Nieren gesteuert. Wird zu wenig getrunken bei gleichzeitig hoher Salzaufnahme, wird den Zellen das benötigte Wasser entzogen. Gibt es dort kein Wasser mehr, steigt der Durst. Durch die Volumenvergrößerung führt ein höherer Flüssigkeitsgehalt stets auch zu einer Erhöhung des Blutdrucks.

In Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass gesunde Personen ihren Blutdruck senken können, wenn sie sich salzarm ernähren und umgekehrt. Ob ein übermäßiger Salzkonsum bei gesunden Personen langfristig einen negativen Einfluss auf die Gesundheit hat, ist dabei aber völlig unklar. Viele der Studien zu diesem Thema sind sehr schlecht konzipiert, weswegen konkrete Aussagen dahingehend fehlen. Wissenschaftlich fundierte Doppelblindstudien, die langfristige Auswirkungen von zu hohem Salzkonsum beim Menschen untersuchen, sind  nicht durchführbar, weil sie natürlich ethisch äußerst bedenklich sind. Stellen Sie sich vor, man würde eine Gruppe von gesunden Probanden dazu bringen, sich salzreich zu ernähren, um zu prüfen, ob sie in der Folge erkranken oder gar früher sterben - unvorstellbar!

Fest steht aber, dass bei mindestens einem Drittel der Bevölkerung ein zu hoher Salzkonsum Einfluss auf den Blutdruck nimmt. Bei Bluthochdruckpatienten liegt der Anteil der Salzsensitiven sogar bei der Hälfte - das heißt, dass eine salzärmere Ernährung bei einem Drittel der Normalbevölkerung und bei der Hälfte der Hochdruckpatienten den Blutdruck senkt. Wer übergewichtig ist, an Diabetes leidet, eine Nierenerkrankung hat oder unter zu viel Stress steht, bei dem wirkt sich zu viel Salz in der Nahrung häufig negativ aus.

 Im November 2023 wurden die Ergebnisse einer amerikanischen Studie veröffentlicht, die die Entwicklung des Blutdrucks der 213 Teilnehmer während einer Woche natriumarmer Ernährung gegenüber einer Woche mit einer hohen Zufuhr an Natrium beobachtete. An dieser Studie nahmen Personen zwischen 50 und 75 Jahren teil, die einen normalen Blutdruck, einen gut kontrollierten Bluthochdruck oder aber eine nicht kontrollierte oder nicht therapierte Hypertonie hatten. Alle nahmen jedoch mit der normalen Ernährung bereits zu viel Natrium auf.  In der Woche einer hohen Natriumzufuhr erhielten die Probanden täglich 2.200 mg Natrium, die sie ihrer normalen Ernährung beigeben sollten. In der natriumarmen Woche wurde die Kost mit nur 500 mg Natrium, dafür jedoch als Alternative mit 4500 mg Kalium gesalzen.
Bei etwa 75 % aller Teilnehmer lag der Blutdruck in der natriumarmen Woche um systolisch durchschnittlich 8 mmHg und diastolisch um durchschnittlich 3 mmHg niedriger als in der natriumreichen Woche. Es konnte also unabhängig, ob ein Bluthochdruck bestand oder nicht, eine Senkung des Blutdrucks bei der Mehrzahl der Probanden beobachtet werden. Und das in der kurzen Zeit von nur einer Woche!

Das Problem bei der heutigen Ernährung sind die vielen versteckten Salze, die wir mit industriell aufbereiteter Nahrung zu uns nehmen, ohne es zu merken. Besonders Fertiggerichte enthalten in der Regel wesentlich mehr Salz, als man meint. In einer Pressemeldung vom 20.02.2012 befasste sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mit dem Thema Bluthochdruck und Salz. Es wurde empfohlen, in Deutschland den Salzgehalt von Fertiggerichten zu reduzieren. Diese Forderung wendet sich natürlich nicht an die Verbraucher, sondern an die Hersteller von Fertigprodukten. Als besonders problematisch nennt das BfR dabei Brot, Milchprodukte (zum Beispiel Käse) sowie Fleisch- und Wurstwaren. Es gibt zwar weitere Produktgruppen wie Knabbereien und Soßen, die ebenfalls zu viel Salz enthalten, aber diese werden nicht so häufig verzehrt wie die zuerst genannten Produkte.
Diese Meinung untermauerte auch die Stiftung Warentest, die in der April-Ausgabe 2012 des Test-Magazins 74 Produkte untersucht hat. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen 5 Gramm Salz pro Tag werden schnell erreicht und oft überschritten.

Salzrechner für Mineralwasser:
Natrium: mg/l Chlorid:  mg/l
Salz: 1,7 mg/l

Salzwerte, die man kennen sollte: 

Produkt
Salzgehalt
Aufbackbrötchen
ca. 1,1 g
Scheibe Toastbrot
ca. 0,4 g
100 g Cerealien
ca. 0,7 g
100 g roher Schinken
ca. 8,0 g
100 g gekochter Schinken
ca. 2,3 g
Bratwurst
ca. 2,0 g
Wiener Würstchen
ca. 1,0 g
Kartoffelkloß (Fertigprodukt)
ca. 1,2 g
100 g fertiger Kartoffelsalat
ca. 1,0 g
Es handelt sich nur um grobe Richtwerte. Lebensmittel unterliegen immer natürlichen Schwankungen.

Vorsicht bei Brausetabletten

Forscher des saarländischen Universitätsklinikums fanden heraus, dass Nahrungsergänzungsmittel, die als Brausetabletten eingenommen werden, viel Natrium enthalten. Dies gilt sowohl für frei verkäufliche als auch für apothekenpflichtige Produkte. Die untersuchten Nahrungsergänzungs-Brausetabletten enthielten im Durchschnitt 283,9 mg Natrium. Spitzenreiter war eine Vitamin-C-Brausetablette, die 564,7 mg Natrium beinhaltet, was 28 % der empfohlenen Tageshöchstdosis an Natrium entspricht. Wohlgemerkt in einer einzigen Brausetablette.

Erkenntnisse über die Gefährlichkeit salzarmer Kost

2012 erschien eine Metaanalyse aus Studien mit insgesamt über 2.700 Teilnehmern, nach deren Ergebnissen eine salzarme Ernährung von Herzpatienten die Sterblichkeit und das Risiko des Todes durch Herzversagen drastisch ansteigen lässt. Die Stresshormone steigen. Bei salzarmer Ernährung kann es eine minimale Senkung des Blutdrucks geben. Die Blutdruckwerte sind systolisch um etwa 1,27 mmHg und diastolisch um 0,05 mmHg gesenkt worden. Dem gegenüber steht allerdings eine gefährliche Steigerung einiger Stoffwechselwerte. Es wurde beispielsweise ein Anstieg der Stresshormone Renin, Aldosteron, Adrenalin und Noradrenalin gefunden. Mehr dazu im Artikel zum Zusammenhang Stress und Bluthochdruck. Da ältere Menschen einen geringeren Flüssigkeitsanteil im Körper haben, besteht bei salzarmer Kost zudem schneller die Gefahr einer Dehydratation (Entwässerung). Solche Gefahren wiegen den Vorteil einer minimalen Senkung des Blutdrucks durch die Reduktion der Salzaufnahme bei Weitem nicht auf - so die heutige Expertenmeinung.
Auch neuere Studien aus den Jahren 2015, 2016 und 2020 erbrachten keine anderen Aussagen und bestätigten, dass eine salzreiche Ernährung den Bluthochdruck begünstigen kann.

Fazit

Die Experten sind sich derzeit uneinig, in welchem Maße Salz einen schädlichen Einfluss auf den Körper nimmt. Sowohl ein extrem niedriger als auch ein zu hoher Salzkonsum werden als kritisch angesehen. Für Menschen mit Bluthochdruck wird geraten, täglich nicht mehr als 5 Gramm Salz zu sich zu nehmen, denn - und darüber sind sich die Experten sich einig - ein hoher Salzkonsum wirkt sich negativ auf den Bluthochdruck aus.

Interessant zu wissen:

Eine chinesische Studie stellte nun fest, dass scharfes Essen hilft, den Salzkonsum zu drosseln. Der in Paprika und Chilischoten enthaltene Stoff Capsaicin, der die Schärfe ausmacht, lässt uns als Nebeneffekt Gerichte als salziger wahrnehmen. Dies bedeutet, dass weniger Salz benötigt wird, was wiederum Auswirkungen auf den Blutdruck haben kann.

Oktober 2020:

Forscher haben in einer Studie an Ratten Hinweise auf einen Wirkstoff gefunden, der bei einem salzsensitiven Bluthochdruck helfen kann. Es ist bekannt, dass manch schwer einstellbarer Bluthochdruck von einem zu hohen Salzkonsum herrührt. Wie oben beschrieben, reagiert nicht jeder Mensch gleich auf Salz und es gibt salzsensible Bluthochdruckpatienten. Für diese Gruppe könnten die Wissenschaftler nun mit dem Alpha1-Adrenorezeptor-Blocker eine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit gefunden haben, bestätigt sich die Wirkung auch in klinischen Studien.


Frauen salzempfindlicher

Ein im August 2022 veröffentlichter Übersichtsartikel berichtet über das Auftreten eines salzsensitiven Blutdrucks bei den unterschiedlichen Geschlechtern. Die Forscher stellten fest, dass Frauen in jedem Alter salzsensibler reagieren als Männer. Besonders nach den Wechseljahren tritt ein salzsensitiver Blutdruck vermehrt bei Frauen auf und dies auch in einem höheren Grad. Es wird vermutet, dass dies ein Effekt der Hormonumstellung in der Menopause ist. Hormone die Frauen zuvor wahrscheinlich schützen, stehen nach den Wechseljahren in geringerer Menge zur Verfügung.

Salzersatz

Als Salzersatz bezeichnet man Würzmittel, die im Handel häufig als "Blutdrucksalz" oder "Diätsalz" bezeichnet werden. Im Gegensatz zu herkömmlichem Meer- oder Steinsalz, bestehen diese nicht nur aus Natriumchlorid, sondern zum Teil aus Kaliumchlorid. Die blutdrucksteigernde Wirkung des Natriumchlorides wird somit eingedämmt. Nicht geeignet sind diese Salzersatzprodukte für Menschen mit einer bekannten Hyperkaliämie, also zu hohen Kaliumwerten im Blut, die häufig im Zusammenhang mit einer Nierenerkrankung auftritt.

Quellen:

Letzter Abruf der Quellen (soweit nicht anders angegeben): 17.01.2024

Von Sabine Croci. Dieser Artikel ist medizinisch-fachlich geprüft. Letzte Aktualisierung (01/2024).

Dieser Artikel wird herausgegeben von BlutdruckDaten. Das BlutdruckDaten-Team ist seit 2009 für die hohe Expertise zum Thema Bluthochdruck im deutschen Internet bekannt. Die zugehörige App wird von hunderttausenden Nutzern täglich konsultiert. Alle Artikel werden umfangreich recherchiert und auf wissenschaftlichen Fakten basierend erstellt. Diese Fakten werden regelmäßig geprüft und Artikel auf den neuesten Stand gebracht.

Informationen auf der Website und innerhalb der App können die Beratung beim Arzt nicht ersetzen.

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über klier.net GmbH & Co. KG
und sein/ihr Internet-Angebot: www.blutdruckdaten.de/ Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien. Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Ähnliche Artikel:
Weitere Informationen suchen zu