Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen
Bluthochdruckerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen treten immer mehr in den Fokus. Insbesondere der Blick auf die Prävention, also die Vermeidung der Erkrankung, ist hinsichtlich des zunehmenden Bewegungsmangels, einer ungesunden Ernährung mit viel Fast Food, hohem Salzkonsum, zuckerhaltigen Getränke und Süßigkeiten und immer mehr übergewichtiger und adipöser Kinder und Jugendlicher, geschärft. Fachgesellschaften sprechen sich dafür aus, Blutdruckmessungen bereits ab dem dritten Lebensjahr regelmäßig in die Vorsorgeuntersuchungen zu integrieren. Aktuell ist die Messung nur in der U10, die im 7.-8. Lebensjahr durchgeführt werden soll, Bestandteil.Größter Risikofaktor: Übergewicht
Aktuell leiden etwa 400 000 Kinder und Jugendliche, was etwa drei Prozent entspricht, unter Bluthochdruck. Nicht alle sind übergewichtig, auch Normalgewichtige können betroffen sein. Diese machen jedoch nur 1,4 % der kleinen Bluthochdruckpatienten aus, während von den übergewichtigen Kindern jedes vierte, also 25 %, schon in jungen Jahren mit zu hohen Blutdruckwerten auffällt.Bluthochdruck und Folgeerkrankungen im Erwachsenenalter
Die Gefahr ist hoch auch als Erwachsener an hohem Blutdruck zu leiden, wenn dieser bereits im Kindes- und/oder Jugendalter besteht. Denn ein Bluthochdruck "verwächst" sich nur in den seltensten Fällen.Die Folgeerkrankungen treten meist erst im Erwachsenenalter in Erscheinung, jedoch werden bei den kleinen Hypertonikern zum Teil bereits Veränderungen im Augenhintergrund oder am Herzen festgestellt.
Weitere Risikofaktoren
Neben den oben bereits erwähnten Risikofaktoren spielt leider schon in einem jungen Alter der wachsende Druck eine Rolle, ebenso wie Ängste und Stress. Zudem werden immer mehr Kinder mit ADHS diagnostiziert und erhalten aufgrund dessen das Medikamente verordnet, die als Langzeitwirkung den Blutdruck erhöhen können. Im jugendlichen Alter kommen dann häufig Energydrinks, Alkohol, Rauchen (auch Passivrauchen hat einen Einfluss) und Erfahrungen mit Drogen hinzu, was alles Einfluss auf die Entstehung von Bluthochdruck nehmen kann.Welche Blutdruckwerte sind normal für Kinder und Jugendliche?
Vom Säugling bis zum ausgewachsenen Menschen entwickeln sich Kinder. Sie machen große Veränderungen durch, die einen etwas schneller, die anderen etwas langsamer, Jungen anders als Mädchen. Häufig verläuft dies in Phasen, die wiederum individuell sind. Daher ist eine einheitliche Angabe welche Blutdruckwerte normal sind, nicht für alle und schon gar nicht für die gesamte Zeit möglich. Normwerttabellen die sich rein auf das Alter stützen, können allenfalls eine grobe Einordnung ermöglichen. Eine genauere Einschätzung der Werte ermöglichen Tabellen, die sich auf Perzentile stützen und neben dem Alter auch die Körpergröße und das biologische Geschlecht berücksichtigen.Perzentile beschreiben hier, wie der Blutdruck im Vergleich mit anderen Kindern im selben Alter und gleicher Größe einzuordnen sind. Ein Blutdruck bei 50 Perzentilen bedeutet also, dass 50% der Kinder im selben Alter und der selben Größe diesen Blutdruck haben. Liegt der Blutdruck im zu hohen Bereich von z.B. 97 Perzentilen, bedeutet das, dass nur 3% der Kinder in diesem Alter und mit dieser Körpergröße diesen Blutdruckwert haben.
Perzentile für den Blutdruck beziehen sich auf den systolischen Blutdruckwert.
Einordnung des Blutdrucks nach Perzentilen
- Normal: Als normal gilt der Blutdruck bei Kindern, wenn er < 90 Perzentile ist.
- Erhöht: Erhöht sind die Werte wenn sie >= 90 (oder ≥ 120/80, je nachdem, was niedriger ist) bis < 95 Perzentile betragen.
- Hypertonie Grad 1: Einer Hypertonie Grad 1 entsprechen Blutdruckwerte ≥ 95. Perzentil bis < 95. Perzentile + 12 mmHg oder 130/80 bis 139/89, je nachdem, welcher Wert niedriger ist.
- Hypertonie Grad 2: Die Hypertonie Grad 2 besteht bei Blutdruckwerten von ≥ 95. Perzentil + 12 mmHg oder ≥ 140/90, je nachdem, welcher Wert niedriger ist
Das folgende Beispiel-Diagramm zeigt normale (≈ 50. Perzentil) Blutdruckwerte bei Kindern – getrennt nach Jungen und Mädchen und angepasst an das mittlere (50.) Körpergrößen-Perzentil.
(Orange = Systole Jungen, Rot = Systole Mädchen, gestrichelt = Diastole)
Was steckt dahinter?
Datengrundlage: Tabellen der American Academy of Pediatrics (AAP-Leitlinie 2017) / Merck Manual, in denen Blutdruck-Perzentile für jede Alters- und Größenklasse separat ausgewiesen sind. (merckmanuals.com, merckmanuals.com)
Auswahl: Darstellung der 50. Perzentile (Median-Größe). Für sehr kleine (5.) oder sehr große (95.) Kinder liegen die Normwerte typischerweise ± 3-4 mmHg darüber bzw. darunter.Alter 1 – 17 Jahre: In dieser Spanne steigt der normale systolische Blutdruck im Mittel von ≈ 85 mmHg (Kleinkind) auf gut 110 mmHg (spätes Jugendalter). Die Diastole erhöht sich von ≈ 40–45 mmHg auf Mitte 60 mmHg.
Geschlechtsunterschiede: Bis etwa 10 Jahre verlaufen die Kurven praktisch identisch. In der Pubertät liegen Mädchen leicht vor Jungen (bedingt durch frühere Wachstumsschübe), bevor sich die Kurven annähern.
Nutzung des Diagramms:
Messwert eintragen:
Alter des Kindes → senkrecht nach oben bis zur Systole bzw. Diastole.
Größen-Korrektur:Kind < 15. Größen-Perzentil → ≈ 3 mmHg vom Kurvenwert abziehen.
Kind > 85. Größen-Perzentil → ≈ 3 mmHg addieren.
Bewertung:
< 90. Perzentil = normal
90.–<95. Perzentil = „erhöht“
≥ 95. Perzentil = Hypertonie-Grenze (Leitlinie AAP 2017)
Wichtig: Die Tabelle/Graphik ist ein Näherungs-Werkzeug. Exakte Einstufungen—v. a. bei grenzwertigen oder mehrfach erhöhten Messungen—immer anhand der vollständigen AAP-Tabellen oder eines validierten BP-Kalkulators durchführen und in der Praxis verifizieren.
Das zweite Diagramm ist das Hypertonie-Diagramm:
Es zeigt die 95. Perzentil-Grenzen (≈ obere 5 % der Population) für systolische und diastolische Blutdruckwerte bei Jungen und Mädchen, jeweils für Kinder / Jugendliche mit mittlerer Körpergröße (50. Perzentile).
Durchgezogene Linien: Systolische Hypertonie-Grenze
Gestrichelte Linien: Diastolische Hypertonie-Grenze
Jungen/ Mädchen: getrennte Kurven, weil sich die Grenzwerte – vor allem in der Pubertät – leicht unterscheiden
• Hypertonie-Schwelle (Stufe 1): ≥ 95. Perzentil oder (ab 13 J.) ≥ 130/80 mmHg.
• Hypertonie Stufe 2: ≥ 95. Perzentil + 12 mmHg (nicht eingezeichnet, lässt sich aber einfach ablesen, indem man 12 mmHg addiert).
• Gegenüber den Normalwerten (50. Perzentil aus dem ersten Diagramm) liegen diese Kurven rund 15–20 mmHg höher systolisch und 13–17 mmHg höher diastolisch.
(Quellen: Alle Zahlen stammen direkt aus den offiziellen Tabellen der AAP-Leitlinie 2017 (Tabelle 4 = Jungen, Tabelle 5 = Mädchen). (blk-pediatric-practice.com, blk-pediatric-practice.com, blk-pediatric-practice.com))
Hinweis: Für exakte klinische Einstufungen immer Alter, Geschlecht und Körpergrößen-Perzentil berücksichtigen oder einen validierten BP-Kalkulator nutzen. Das Diagramm ist zur schnellen Orientierung gedacht.
Quellen:
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/023-040l_S2k_Arterielle_Hypertonie-Kinder-Jugendliche_2024-08.pdf
- https://www.hochdruckliga.de/betroffene/bluthochdruck-bei-kindern
- https://www.msdmanuals.com/de/profi/multimedia/table/klassifikation-des-blutdrucks-bp-bei-kindern
- https://www.msdmanuals.com/de/profi/multimedia/table/blutdruck-bp-perzentilwerte-für-mädchen-nach-alter-und-größe-gemessen-und-perzentile
- https://www.msdmanuals.com/de/profi/multimedia/table/blutdruck-bp-perzentilwerte-für-jungen-nach-alter-und-größe-gemessen-und-perzentil
Dieser Artikel stammt von BlutdruckDaten – der seit 2011 führenden App, die täglich Hunderttausende bei der Blutdruckkontrolle unterstützt.
Unsere Inhalte basieren auf sorgfältig recherchierten, evidenzbasierten Daten und werden kontinuierlich aktualisiert (Stand 08/2025).
Autorin Sabine Croci ist examinierte Medizinische Fachangestellte mit langjähriger Erfahrung in internistischer und kardiologischer Praxis wie auch in der ambulanten Pflege und leitet seit 2015 die Fachredaktion von BlutdruckDaten. Dank ihrer umfassenden Zusatzqualifikationen als Rettungssanitäterin, First Responder und in verschiedenen Therapie- sowie Notfallbereichen liefert sie fundierte, praxisnahe und verlässlich geprüfte Informationen.
Autorin Sabine Croci ist examinierte Medizinische Fachangestellte mit langjähriger Erfahrung in internistischer und kardiologischer Praxis wie auch in der ambulanten Pflege und leitet seit 2015 die Fachredaktion von BlutdruckDaten. Dank ihrer umfassenden Zusatzqualifikationen als Rettungssanitäterin, First Responder und in verschiedenen Therapie- sowie Notfallbereichen liefert sie fundierte, praxisnahe und verlässlich geprüfte Informationen.
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