Was kann die Blutdruckmessung verfälschen?
Bei der Blutdruckmessung in Eigenregie müssen einige Dinge beachtet werden, um korrekte Messwerte zu erhalten. Die Messung in Ruhe - sowohl körperlich als auch geistig - sitzend oder liegend durchzuführen, ist bekannt. Auch dass man vor der Einnahme seiner Medikamente messen soll, ist leicht zu verstehen. Nur so sind vergleichbare Werte zu finden.
Warum aber soll nicht gesprochen werden während der Messung? Wie kann die Atmung den Vorgang beeinflussen und warum soll man davor nicht rauchen? Was passiert, wenn bei der Messung mit einem Handgelenkgerät der Arm zu hoch oder zu tief gehalten wird? Wir sind diesen und weiteren Fragen einmal nachgegangen.
Muss man die Jacke, den Pullover und dergleichen zum Messen unbedingt ausziehen?
In jeder Blutdruckmanschette ist ein Sensor verbaut. In den meisten Manschetten arbeitet dieser nach dem oszillometrischen Prinzip - er erkennt also die beim Aufpumpen und Ablassen der Manschette entstehenden Schwingungen des pulsierenden Blutes. Hieraus wird der Blutdruck errechnet. Liegt nun zwischen Sensor und Arterie ein dicker Pullover, eine Jacke oder auch eine oder mehrere Falten des Stoffes (zum Beispiel bei weiten Ärmeln), kann der Sensor diese Schwingungen nicht mehr erkennen und es kommt zu Fehlmessungen.
Daher gilt es, den Arm zur Messung freizumachen. Lediglich Kleidungsstücke mit wirklich dünnen, körpernah geschnittenen Ärmeln können gegebenenfalls anbehalten werden.
Reicht es, den Ärmel von Pullover, Hemd, Bluse und Ähnlichem hochzuschieben?
Diese Frage betrifft vor allen Dingen die Messung mit einem Oberarmmessgerät. Doch auch bei Verwendung eines Handgelenkgerätes kann ein zurückgeschobener oder gekrempelter Ärmel die Messung verfälschen. Denn durch das Krempeln oder Hochschieben verengen sich die Ärmel beziehungsweise kommen durch den Schnitt die schmalen Manschetten des Ärmels an kräftigeren Stellen des Armes nicht zurecht. Wird der Arm hierdurch eingeschnürt oder stark zusammengepresst, entsteht schon vor der Blutdruckmanschette eine Verengung der Arterien und die Messung des Blutdrucks kann keine reellen Ergebnisse mehr erbringen. Daher sollten nur Kleidungsstücke hochgekrempelt oder -geschoben werden, die weit genug sind.
Die passende Manschette ist wichtig!
Die Blutdruckmanschette - also der Teil des Messgerätes, der am Oberarm oder am Handgelenk angelegt wird - muss für Sie passen. Sowohl die Länge als auch die Breite der Manschette muss für Ihren Oberarm oder Ihr Handgelenk geeignet sein. Das Problem einer unpassenden Manschette tritt bei Oberarmgeräten häufiger auf als bei Handgelenkgeräten.
Die Breite der Oberarmmanschette sollte so gewählt werden, dass diese zwei bis drei Zentimeter oberhalb der Ellenbeuge angelegt werden kann. In der Länge muss die Manschette gut um Ihren Oberarm passen. Viele Manschetten haben eine Markierung, an der man erkennt, ob die Manschette passt. Oft hilft eine weitere Markierung, den richtigen Sitz der Manschette zu finden, so dass der Sensor über der Arterie liegt und die Schwingungen aufzeichnen kann. Eine zu breite oder zu kurze Manschette erbringt unter Umständen falsch erhöhte Werte. Im Zweifelsfall bietet es sich an, den Oberarm- oder Handgelenksumfang vor der Anschaffung eines Gerätes zu messen und dies in die Auswahl mit einzubeziehen.
Was passiert, wenn der Messpunkt zu hoch oder zu niedrig liegt?
Warum soll während der Messung nicht gesprochen werden?
Reden ist in diesem Zusammenhang als Anstrengung zu sehen, die die Blutdruckwerte erhöhen kann. Der Körper befindet sich hierdurch nicht im Ruhezustand. Zudem kann das Messgerät selbst durch das Sprechen im Messvorgang gestört werden und die Messung deshalb abbrechen oder fälschlicherweise eine Herzrhythmusstörung erkennen.
Warum soll man sich bei der Messung nicht bewegen?
Wie beeinflusst das Atmen den Blutdruck?
Sie sollten während der Blutdruckmessung in Ihrem normalen Atemrhythmus weiteratmen, um realistische Werte zu erhalten. Die Art der Atmung kann den Blutdruck beeinflussen. Daher können Atemübungen in der Therapie eines Bluthochdrucks angewandt werden. Eine tiefe, ruhige Atmung kann den Blutdruck senken - auch in der kurzen Phase der Blutdruckmessung. Atmen Sie hingegen schnell, flach oder gepresst, kann sich der Blutdruck erhöhen. Auch wenn man auf diese Weise eventuell ein bisschen mogeln kann, um niedrigere Werte auf der Anzeige zu sehen, sollte man sich darüber bewusst sein, dass diese dann nicht den tatsächlichen Blutdruck abbilden. Bitte atmen Sie daher ganz normal weiter, während Sie Ihren Blutdruck messen.
Warum nicht direkt nach dem Essen messen?
Warum soll man vor dem Blutdruckmessen nicht rauchen?
Informationen über die längerfristigen Folgen auf den Blutdruck finden Sie in unserem Artikel „Warum fördert Rauchen hohen Blutdruck?“.
Beeinflusst es die Messung, wenn man zuvor Kaffee oder Tee trinkt?
Etwa eine halbe Stunde vor der Messung sollte kein Kaffee und kein schwarzer oder grüner Tee getrunken werden. Das enthaltene Koffein (Kaffee) beziehungsweise Theobromin (schwarzer und grüner Tee) kann zu einer Erhöhung des Blutdrucks führen. Individuell kann diese Blutdrucksteigerung bis zu 20 mmHg betragen. Betroffen sind vor allem Menschen, die die entsprechenden Getränke nur gelegentlich zu sich nehmen. Wer regelmäßig Kaffee oder Schwarztee beziehungsweise Grüntee trinkt, erfährt häufig einen Gewöhnungseffekt. Dieser ist jedoch ebenfalls individuell verschieden und kann auch gering ausfallen. Daher gilt es, den Blutdruck frühestens 30 Minuten nach der Tasse Kaffee/Tee messen.
Weshalb sollte man nicht nach Alkoholgenuss messen?
Weshalb sollte man nicht mit voller Blase messen?
Auch eine volle Blase ist ein Stressfaktor. In der Füllungsphase der Blase wird der Sympathikus nerval aktiviert. Dieser bringt den Körper in eine erhöhte Leistungsbereitschaft - er bewirkt allerdings auch eine Engstellung der Blutgefäße. Hierdurch kann sich der Blutdruck erhöhen.
Deshalb: Wenn die Blase drückt, erst zur Toilette und dann den Blutdruck ganz entspannt messen.
Deshalb: Wenn die Blase drückt, erst zur Toilette und dann den Blutdruck ganz entspannt messen.
Warum darf man vor der Messung kein Bad nehmen?
Ein warmes oder gar heißes Vollbad in der Badewanne lässt den Blutdruck sinken. Das warme Wasser bewirkt, dass sich der Körper entspannt. Die Blutgefäße werden weitgestellt und der Blutdruck geht nach unten. Der Wasserdruck indes unterstützt den Rückfluss des Blutes zum Herzen. Hierdurch wird über hormonelle Steuerungen die Ausscheidung von Flüssigkeit über die Niere angeregt und auch auf diesem Wege die Normalisierung des Blutdrucks unterstützt. Dieser entspannende Effekt kann bei regelmäßigen Bädern durchaus auch helfen, den Blutdruck längerfristig zu senken. Kurz vor einer Messung ist aus diesem Grund das warme Wannenbad nicht zu empfehlen, da ja bei der Messung die Alltagswerte abgebildet werden sollen.
Wieso spielt die Umgebungstemperatur eine Rolle?
Die Blutdruckmessung sollte daher möglichst in normal temperierten Räumen stattfinden.
Warum soll man keine zwei Messungen unmittelbar hintereinander durchführen?
Bei der Blutdruckmessung wird die Schlagader im Arm durch das Aufpumpen der Manschette zusammengepresst, bis kurzzeitig kein Blut mehr hindurchfließt. Durch das langsame Ablassen der Luft in der Manschette fließt zunehmend wieder Blut durch das Gefäß, was die Blutdruckmessung ermöglicht. Nach der Messung ist das Gefäß wieder vollständig geöffnet und das Blut kann ungehindert hindurchfließen. Dennoch sollte man zwischen zwei Messungen ein bis zwei Minuten verstreichen lassen, um sicherzustellen, dass das Gefäß wieder zur zur normalen Weite zurückgekehrt und der Ruhezustand erreicht ist. Gemäß Leitlinien soll zweimal im Abstand von ein bis zwei Minuten gemessen werden.
Quellen
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16231755
- https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Verfaelschte-Blutdruck-Werte-275577.html
- https://www.herzstiftung.de/Kaffee-Blutdruck.html
- http://flexikon.doccheck.com/de/Sympathikus
- https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2824754?guestAccessKey=f167dda3-8cad-4f34-99ca-79865446c64f&utm_source=for_the_media&utm_medium=referral&utm_campaign=ftm_links&utm_content=tfl&utm_term=100724
Von Sabine Croci.
Dieser Artikel ist medizinisch-fachlich geprüft. Letzte Aktualisierung (10/2024).
Informationen auf der Website und innerhalb der App können die Beratung beim Arzt nicht ersetzen, aber sehr wohl ergänzen.
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